Frustrationstoleranz - Teil 2: Häufiger Fehler / Wichtig zu wissen
Ach das riecht ja alles so verlockend....
Frustrationstoleranz - Teil 2: Häufiger Fehler / Wichtig zu wissen
 
Wir haben festgestellt, FT kann man üben, wenn man im Hund ein Bedürfnis weckt und dieses dann nicht erfüllt.
 
Ein Beispiel für eine FT-Übung:
Man bereitet das Futter zu, der Hund darf dabei sein und ein Bedürfnis (Hunger, Appettit, Vorfreude) entwickeln. Dann nimmt man den Napf in die Hand (Vorfreude steigt) und sagt zum Hund "ja mein Schatz, möchtest du das Futter haben?? (freudige Ansprache erhöht noch mehr das "Haben-Wollen" des Hundes)" doch dann nimmt man den Napf, stellt ihn in den Schrank und geht seiner Wege. 😱 Et Voila: Frustration entsteht im Hund, sein Bedürfnis nach Futter wurde nicht befriedigt. Nun kann er sich in Frustrationstoleranz üben. 🙈
 
Und nun kommt der größte Fehler bei solchen Übungen: Die Frage, wie lange warte ich denn jetzt, bis ich meinen Hund füttere?
FT ist ein SELBSTregulationsmechanismus des Körpers. Dieser muss mit den freigesetzten Stress-Hormonen lernen umzugehen und diese SELBST abzubauen. Dabei können wir ihm nicht helfen. Das muss er ALLEIN schaffen.
Wichtig ist also, dass man so lange wartet, bis der Hund diese Situation "abgehakt" hat, dh er geht davon aus, dass er das Futter eh nicht mehr bekommt und somit seiner Wege geht.
Man kann also sagen, dass eine FT Übung dann endet, wenn der Hund die Situation akzeptiert hat, und davon nicht mehr gefrustet ist.
 
Akzeptieren wir als Menschen zB dass wir im Stau stehen, anstatt uns weiter darüber aufzuregen, dann haben wir uns ebenfalls in FT geübt. Wir suchen uns dann eine andere Beschäftigung als darüber zu motzen, dass die anderen eh alle keine Ahnung haben. Wir hören Musik oder lesen etwas oder schauen uns die Umgebung an. Wir haben damit abgeschlossen, dass wir eben im Stau stehen. Das frustet uns nicht weiter.
 
So ist es auch beim Hund. Wenn er die Situation aktzeptiert und sich nicht mehr davon gefrustet fühlt, dann kann ich die Übung beenden.
Heißt, ich kann ihn dann füttern. Das kann aber je nach Hund durchaus auch mal ein paar Stunden dauern... Als Richtschnur kann man sagen, immer wenn der Hund geschlafen hat, dann aufwacht und nicht sofort wieder zum Schrank läuft oder direkt hinsieht, dann hat er die Situation abgehakt und sich in Frustrationstoleranz geübt.
 
Beendet man die Übung zu früh und der Hund hat innerlich noch das Bedürfnis, dann übt man ihn nicht in Frustrationstoleranz sondern in "Impulskontrolle". Das heißt er lernt, seine Impulse zu kontrollieren, WEIL er dann das Bedürfnis erfüllt bekommt. Beispiel: Man hat den Napf in der Hand, der Hund springt und bellt und man wartet, bis er ruhig sitzt. Dann stellt man den Napf hin und er darf fressen. Das ist eine Impulskontrollübung, dh der Hund hat gelernt, seine Impulse anspringen und bellen zu kontrollieren, um das Futter zu bekommen.
 
Der Unterschied ist also die Bedürfnisbefriedigung. Bei der Impulskontrolle wird der Zeitpunkt der Befriedigung nur nach hinten geschoben und der Hund wartet mit einer inneren Anspannung darauf. Bei der Frustrationstoleranz hat er auch das Bedürfnis, aber er weiß, er bekommt es nicht, solange er es haben will, also hakt er die Sache ab und geht, denn er weiß, solange er etwas will und darauf wartet, bekommt er es nicht.
Er hat gelernt, in frustrierenden Situationen schneller runterzufahren und sich nicht so stressen zu lassen, als ein Hund der nur mittels Impulskontrolle gelernt hat, zu warten. Denn das geht nur über eine gewisse Zeit, dann wird der Hund ungeduldig und fängt wieder an zu fiepen, toben, randalieren oder was auch immer.
 
Ein Hund muss also beides lernen: seine Impulse zu kontrollieren UND Frustrationen auszuhalten und als nicht so schlimm zu empfinden.
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Steffis Hundeschule 0