Frustrationstoleranz - Teil 3: Der richtige Umgang mit dem gefrusteten Hund

 Ist man nun am üben der FT, entwickelt sich im Hund automatisch Frust, da er ja nicht das bekommt, was er möchte. Nun kann er auf unterschiedlichen Wegen damit umgehen.

 

Variante 1: Er jammert und jault etwas, schnauft tief aus und geht dann seiner Wege, weil er verstanden hat, dass alles andere sowieso nichts bringt. Das ist der Idealfall, das wird etwas dauern bis der Hund so reagiert. Das ist quasi das Zielverhalten in frustrierenden Situationen.

 

Variante 2: Er fängt an zu jammern und zu jaulen, herzzereißend, laut und vehement. Er ist quasi der „sterbende Schwaan“. Manche Hunde können das sehr theatralisch, sie könnten einen Oscar gewinnen. Das ist naürlich auch gleichzeitig eine FT-Übung für uns Menschen, denn jegliche Reaktion auf sein Verhalten stärkt den Hund in dem Glauben, dass das der richtige Weg ist, er müsse nur weiter machen (ggf. nur lauter und vehementer), um seine Menschen dazu zu bringen, ihm endlich das zu geben, was er haben möchte. Am besten ist es also, das zu ignorieren, so schwer es einem auch fällt. Erinnert euch, FT ist ein Selbstregulationsmechanismus, ihr könnt eurem Hund dabei nicht helfen, er muss es selbst schaffen.

 

Variante 3: Der Hund wendet seinen Frust gegen andere (leblose) Dinge. Er beisst zum Beispiel in die Leine, die ihn festhält und blockiert, er beisst in Schränke, Hausschuhe, zernagt Türen etc. Destruktives (= zerstörendes) Verhalten schafft ihm eine Art der Befriedigung, denn er kann seinen Frust „ablassen“. Wer als Mensch hat nicht schonmal was gegen die Wand oder auf den Boden geworfen, weil man so davon genervt war… das ist vergleichbar dem Hundeverhalten. Man sollte das also nicht zulassen bzw. unterbinden, aber auf nette Art und Weise, indem man dem Hund das Objekt der Zerstörungswut einfach wegnimmt und außer Reichweite legt. Gut möglich, dass er sich dann das Nächste sucht, dann muss man das auch da weitermachen. Man kann den Hund auch räumlich begrenzen, zB eben anleinen. Beisst er dann in die Leine, kann man ihm mit einem simplen Schnauzgriff die Leine aus dem Maul nehmen und dann wieder warten. Der Hund wird es sicherlich ein paar mal versuchen, dann aber davon ablassen, wenn man es ihm jedes Mal wieder wegnimmt. Wichtig: Je souveräner und cooler man in der Situation reagiert, umso besser. Es ist also wichtig, nicht rumzubrüllen und grob zu sein, einfach ganz easy und entspannt hingehen, das Objekt entfernen und dann wieder gehen.

 

Variante 4: Der Hund zeigt destruktives Verhalten gegen seine Halter, oder andere Lebewesen. Das darf natürlich nicht ignoriert werden, das ist ja auch schmerzhaft und unangenehm. Man korrigiert den Hund dann etwas deutlicher, aber auch hier nur soviel wie nötig. Ist der Hund nicht zu bändigen, hilft auch ein Maulkorb, diesen sollte man vorher aber natürlich positiv auftrainiert haben.

 

Es ist also am besten, das Verhalten des Hundes zu ignorieren, so weit man das kann. Bei destruktivem Verhalten reagiert man so cool und entspannt wie möglich, „souverän“ und mit Führungsanspruch. „Ich habe es gar nicht nötig, mich darüber aufzuregen, da stehe ich drüber.“

 

Der Hund wird natürlich mehrfach versuchen, doch an sein Ziel zu gelangen. Es ist möglich, dass er alle Varianten austestet. Und dass er sehr „stur“ ist und die Phase der Frustration laaaaange anhält, durchaus auch mal mehrere Stunden. Deshalb ist es ratsam, wenn man mit einer FT Übung beginnt, genug Zeit einzuplanen, um die Maßnahme auch bis zur Akzeptanz des Hundes durchzuziehen. Das heißt, ich muss es evtl. managen, dass es egal ist, wenn mein Hund mal 2 oder 3 Stunden jault. Macht sich im Neubaublock also schlecht.

 

Zu beachten ist noch, dass man lieber mehrere kleinere FT Übungen in der Woche macht, als zu viele zu oft. Denn der Hund soll nicht im Dauerstress leben. Er soll langsam lernen, mit kleinen Portionen Stress umzugehen und diese als nicht mehr so frustrierend zu erleben. Denn dann ist unser Hund bestens gewappnet für unsere laute und oftmals ziemlich frustrierende Welt.

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