Wie finde ich den ideal zu mir passenden Hund? - Teil 2: Rassehund oder Mischling?

Hole ich mir einen anerkannten Rassehund, mit Papieren und Ahnentafel bis ins 19. Jahrhundert oder möchte ich einen Mischling, einen Mix, einen "Hund der freien Liebe" oder neudeutsch einen "Hybridhund" haben?

 

Was sind Vor- und Nachteile beider Varianten, welche ist besser? Welche gesünder?

 

Fangen wir mit dem Rassehund an.

Bei der FCI (internationale Rassehundvereinigung) gibt es mehrere Hundert zugelassene und anerkannte Hunderassen. Diese haben alle ein Zuchtziel, d.h. die Verpaarung der einzelnen Elterntiere erfolgt unter Beachtung dieser Vorgaben. Meist sind das ein bestimmtes Aussehen, körperliche Merkmale wie Größe, Körperbau und Form, ein sich ähnelnder Charakter der einzelnen Tiere und natürlich die Eignung zur ursprünglichen Nutzung. So wurden Hunde schon von jeher gezielt gezüchtet, je nach Aufgabengebiet und Nutzung. Ein Schäferhund unterstützte den Schäfer, ein Hovawart bewachte den Hof, ein Terrier ging auf Ratten- oder Fuchsjagd, ein Deutsch Drahthaar zur Jagd, in Amerika wurden Bloodhounds zur Verfolgung Flüchtiger eingesetzt, Salukis dienten der Jagd auf Sicht im flachen Gelände, und kleinere "Schoßhunde" dienten zu Hof als Begleithund der feinen Damen und nachts als Bettwärmer. Jede Rasse hatte ihre Nutzung und wurde dahingehend geformt und gezüchtet, bis die bekannten Rasseschläge entstanden.

Das Grundprinzip ist auch heute noch so, allerdings entwickelt sich nicht nur die Hundezucht, sondern die Tierzucht generell immer mehr weg von "schön ist, was zu gebrauchen ist" zu einem "schön ist, was gefällt". Und so entstanden Schönheitszuchten, bei einigen Rassen mittlerweile auch "Qualzuchten" (Stichwort Mops, Franz. Bulldogge), bei denen das Aussehen wichtiger war als die sinnvolle Verwendung der Rasse für den ursprünglichen Zweck. Darunter litt dann natürlich auch die Gesundheit, denn wenn nur nach Schönheit gegangen wird, bleiben eben andere Aspekte auf der Strecke. Siehe Beispiel Deutscher Schäferhund. Da gibt es mittlerweile quasi zwei komplett verschiedene Varietäten - den Schäfer aus der Leistungszucht (gerader Rücken, meist grau oder schwarz, schwarz-braun) und den Schäfer aus der Hochzucht (steil abfallender Rücken, typischer "Kommissar Rex"-Hund). Der Schäfer aus der Leistungszucht ist für den Hundesport allgemein, den Gebrauchshundesport im speziellen, die Arbeit am Helfer, bei der Polizei bzw. bei Behörden oder auch am Vieh immer noch geeignet. Ein Schäfer aus der Hochzucht zeigt da meist eklatante Mängel auf, was bei einer so steil abfallenden Kruppe anatomisch gesehen ja auch kein Wunder ist. => Ich weise hier ausdrücklich darauf hin, dass es natürlich auch Hunde aus der Hochzucht gibt, die eine schöne IGP Prüfung hinbekommen, und ich kenne auch viele Hunde aus der Leistungszucht, die einfach keinen Bock auf Arbeiten haben und lieber den ganzen Tag faul rumliegen. Ausnahmen bestätigen die Regel.

Wichtig zu wissen ist allerdings hier, dass eine Selektion auf Aussehen statt auf Leistung immer auch einen Verlust an Fitness und Gesundheit mit sich bringt. So sind beim Dt. Schäferhund z.B. in den letzten Jahrzehnten vermehrt HD (Hüftgelenksdysplasie) oder ED (Ellbogendysplasie) aufgetreten, die eine hohe genetische Vererbungskraft besitzen. Das heißt, wenn die Eltern schon HD oder ED im mittleren oder schweren Fall haben (C oder D), dann ist es sehr wahrscheinlich, dass auch die Nachkommen diese Erkrankungen in sich tragen.

Genetisch bedingte Krankheiten gibt es sehr viele, Augenkrankheiten, Gelenks- oder Knochenkrankheiten, Taubheit, Fehlstellungen etc. sind heutzutage keine Seltenheit mehr.

ABER: Und das ist hierbei das ALLERWICHTIGSTE:

Wenn man sich für einen seriösen Züchter entscheidet, der also in einem anerkannten Zuchtverband (VDH, FCI konform) züchtet, und kein Hinterhofvermehrer ist, kann man davon ausgehen, dass er höchste Sorgfalt bei der Auswahl seiner Zuchttiere walten lässt. Die Zuchtzulassungsprüfungen sind bei jedem Rasseverband geregelt, und dazu zählen nicht nur Ausstellnungsergebnisse, sondern zum Teil auch Gebrauchshundeprüfungen (Jagdhunde, Gebrauchshunderassen) aber auf jeden Fall auch Gesundheitsüberprüfungen!! Das ist mittlerweile bei JEDEM Rasseverband verpflichtend! Ohne nachgewiesene Gesundheit keine Zuchtzulassung. Ein seriöser Züchter verwendet sehr viel Geld darauf, seine geplanten Zuchttiere zuchttauglich zu machen, d.h. artgerecht großzuziehen, entsprechend auszubilden, auf Ausstellungen zu fahren, Prüfungen erfolgreich zu absolvieren und den Hund gesundheitlich durchchecken zu lassen (alleine HD, ED, OCD und Spondylose Röntgen beim Tierarzt mit Auswertung durch den Rasseverein können locker 500 - 800 € kosten). Die Aufzucht und Ausbildung eines Zuchthundes kostet nicht nur Geld, sondern auch Zeit. Ein fertiger und einsatzbereiter, zugelassener Zuchthund kann durchaus viele Tausend Euro gekostet haben, und da ist noch kein einziger Welpe geboren, kein Deckpartner bezahlt worden, die Tierarztkosten für die Aufzucht, ggf. Komplikationen bei Geburt etc. kommen dann noch hinzu. Deshalb kostet ein Rassehundwelpe vom seriösen Züchter eben viel mehr Geld, als vom Vermehrer vom Bauernhof nebenan. Einen solchen Hund bekommt man eben nicht für 800 € hinterhergeschmissen. Jeder seriöse Züchter ist bemüht, den idealen Platz für jeden einzelnen Welpen zu finden, man hat soviel Zeit, Energie, Liebe und Geld hineingesteckt, da will man auch, dass es seinem Nachwuchs gut geht.

Fazit: Ein Rassehund vom seriösen Züchter ist zwar wesentlich teurer als ein Mischling, aber man kann davon ausgehen, dass besonderes Augenmerk auf Gesundheit und Leistung gelegt wurde, sodass die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, dass ein Welpe dieser Verpaarung auch dem Rassestandard entspricht. Und wenn man für sich festgestellt hat, dass diese Rasse gut zu einem passen würde, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass dieser Welpe dann auch so wird wie man sich das gedacht hat.

 

Kommen wir nun zum Mischlingshund.

Ein Mischling oder Mix ist eine Kreuzung aus zwei oder mehreren verschiedenen Rassen. Früher waren Mischlinge sehr weit verbreitet, da liefen auf dem Dorf noch die Hunde frei herum und es wurde sich mit dem gepaart, der gerade zur Verfügung stand. Aber auch schon gezielte Kreuzungen bestimmter Rassen wurden durch den Menschen vorgenommen, meist mit dem Ziel, bestimmte positiven Eigenschaften beider Rassen zu vereinen.

Nun sollte uns aus dem Biologieunterricht aber noch bekannt sein, dass Genetik hochkompliziert ist und man nicht einfach A und B kreuzen kann und es entsteht ein wunderschönes AB Resultat, nur mit den besten Eigenschaften von A und auch von B. Ohne hier tiefer auf Vererbungslehre, Mendelsche Regeln etc einzugehen, sei gesagt: das geht so einfach eben nicht.

Das ist auch der Grund, warum die in der heutigen Zeit so todchic und modern gewordenen "Hybridhunde" nicht weitervermehrt werden dürfen / sollen. Diese Regelung geben die "Züchter" dieser "Rassen" den Welpenkäufern mit, sichern sich teilweise vertraglich ab oder führen eine Frühkastration der Tiere durch, Hauptsache die neuen Hunde werden nicht weiter zur Vermehrung eingesetzt. Zum einen, weil einem dann natürlich Geldeinbußen bevorstehen, wenn denn jeder einfach so Hunde züchtet. Zum zweiten aber, und das ist viel elementarer: Aufgrund der Genetik spalten sich die tollen Designer-AB-Hunde in der nächsten Generation wieder auf... d.h. es kommen wieder A-Hunde, B-Hunde, AB-Hunde und ggf. ganz anders aussehende Hunde Aa oder Bb auf die Welt -- nix mehr mit einer tollen neuen "Rasse". Hybridhunde sind und bleiben Mischlinge!! Und für sowas mehrere tausend Euro auszugeben, weil sie "designt" wurden, ist einfach nur dämlich, tut mir leid. Leute, die solche Hunde als Hybridhunde oder Designerhunde anpreisen und dafür teilweise 3000 oder 4000 € nehmen (pro Welpe!) sind einfach nur geldgierige Vermehrer, denen das Wohl der Hunde am Allerwertesten vorbeigeht. Da geht es nur um Geld und Profit.

Ganz klar abgrenzen muss man hier die "normalen", nennen wir sie mal "Hobbyzüchter" ohne Papiere. Diese wollen meist selbst einen Nachkommen aus einem ihrer Hunde haben und behalten, oder die Hündin soll mal einen Wurf machen in ihrem Leben (genauso ein blödsinniges, vermenschlichtes Denken). Die Hunde werden meist liebevoll in der Familie großgezogen und die Preise für einen solchen Hund, sei es nun ein Rassehund (ohne Papiere oder nur ohne Zuchtzulassung) oder Mischling sind moderat. Allerdings achten die meisten dieser Hobbyzüchter nicht auf genetische Krankheiten, lassen die Hunde vorher nicht untersuchen, röntgen, Blutuntersuchungen finden nicht statt... "weil es ja nur mal so privat ein kleiner Wurf sein soll, und die Hunde ja noch nie krank waren..." und man damit ja auch kein Geld verdienen möchte. Oder es war ein Uppsala-Wurf, also ein unbeabsichtigter Wurf, weil man nicht aufgepasst hat. In jedem Falle ist es hier fraglich, wie es um die Gesundheit der Elterntiere steht, demzufolge auch, wie gesund die Nachzucht wird.

Denn (genetisch betrachtet) kranker Hund x kranker Hund ergibt eben keinen gesunden Welpen. Sicherlich kann es sein, dass Hund A genetisch krank ist mit Krankheit A, und Hund B mit Krankheit B. Beide Krankheiten müssen bei beiden aber optisch gar nicht zum tragen kommen, d.h. man SIEHT SIE IHNEN NICHT AN !! Trotzdem geben sie diese weiter an den Nachwuchs. Und so kommt es zu Hund AB, und bei dem treten dann plötzlich mehrere Krankheiten auf, und keiner weiß woher diese kommen. Natürlich kann es auch sein, dass sie zwar vererbt werden, aber auch beim Nachwuchs NICHT zu sehen sind, wenn diese nämlich rezessiv vererbt werden. Dann wird die Krankheit von Generation zu Generation weitergegeben, ggf. ohne aufzutreten. Aber wenn dann mal der "passende" Partner auftritt, der diese rezessive Krankheit auch in sich trägt, dann kommt sie zum Ausbruch und die Nachverfolgung, woher kommt das jetzt, ist extrem schwer und langwierig, weil eben keinen Wert auf genetische Untersuchungen gelegt worden ist.

Und ein gesunder Hund sollte doch immer unser Ziel sein!!

Weiterhin ist auch nicht gesagt, dass beim Kreuzen zweier Rassen die Nachzucht die positiven Eigenschaften der Elternrasse erbt. Es können genauso gut auch die negativen Eigenschaften vererbt werden und zum Tragen kommen... dann hat man dann eben nicht den sozialen, treuen und aktiven Schäferhund-Huskymix, der auf den Hof aufpasst und die Kinder im Winter mit dem Schlitten zieht.... sondern eventuell den sturen Schäferhund-Huskymix, der alle Besucher verbellt und nicht mehr vom Grundstück lässt und draußen seiner Wege geht, weil er keinen Bock auf Mitarbeit hat. Nur als Beispiel.

 

Also: Bei einem seriösen Züchter kostet ein Welpe mehr, aber ich kann davon ausgehen, dass er so wird wie beschrieben und höchstwahrscheinlich auch gesund ist. Von "Designerhunden" sollte ich die Finger lassen, das ist überteuerte Geldmacherei. Der Hund vom Bauernhof oder Hobbyzüchter kann ein ganz toller sein, billiger als vom Züchter auf jeden Fall (sonst wieder nur Geldmacherei), aber die Gefahr von genetischen Krankheiten ist viel höher als beim seriösen Rassehundzüchter.

Aber: Mindestens genau so wichtig wie die Gesundheit ist eben auch, passt die ausgewählte Rasse oder der Rassenmix zu mir und meinem Lebensstil??

 

 

Noch kurz zum Thema Tierheim oder Züchter?

Im Tierheim sitzen meist Mischlinge, aber auch viele Rassehunde, allerdings meist solche ohne Papiere, also vom Hobbyzüchter, schlimmstenfalls Vermehrer oder aus einer osteuropäischen Welpenfabrik (Stichwort: Wühltischwelpen). Auch hier habe ich wieder das Dilemma mit der Genetik und den möglicherweise auftretenden Krankheiten (so gibt es zB Krankheiten, die erst im späteren Alter des Hundes auftreten, zB Epilepsie). Dessen sollte man sich einfach immer bewusst sein.

Weiterhin wird ein Rassehund mit Papieren eher seltener ins Tierheim gebracht, weil man ja viel mehr Geld für ihn bezahlt hat, als für den Bauernhofmischling von nebenan. Die Hemmschwelle ist da sehr viel höher, und es wird versucht den Hund anderweitig zu verkaufen, oder an den Züchter zurückzugeben. Man kann im Tierheim seinen Traumhund finden und auch Glück haben, dass man niemals Probleme hat mit irgendwelchen Krankheiten. Aber man kann auch ganz schnell in einen Alptraum stürzen, der einen durch die Behandlungskosten schnell in finanzielle Nöte bringen kann.

 

links mein Bauernhofhund "Ria", rechts neben mir mein Rassehund mit Papieren "Arracks Home Manitu" und daneben meine ehemalige Diensthündin "Bessy" vom Hobbyzüchter ohne Papiere.
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