Urlaubszeit (3) - Urlaubsregionen: Berge

Urlaub mit dem Hund - Teil 3: „Dem Himmel so nah“ – Bergregionen als Urlaubsziele mit dem Hund

 

Was für eine schöne Vorstellung: Den ganzen Tag in den Bergen wandern gehen, den Hund immer an unserer Seite, die herrliche Aussicht genießen, die Freiheit spüren, nach erfolgreicher Tour schön auf der Alm jausen, gemeinsam mit dem Hund Kletterabenteuer erleben… warum also nicht in die Berge fahren??

Was für uns nach einem tollen Wanderurlaub klingt, ist auch für viele Hunde ein schönes Erlebnis. Allerdings nur, wenn man einige Dinge beachtet und vor allem im Vorfeld bedenkt.

 

Als Erstes die Anreise – wie komme ich in die Berge? Meist wird mit dem Auto gefahren, und die meisten Menschen, die in den Bergen Urlaub machen, wohnen im Alltag auch nicht dort in der Nähe, sondern eher weiter weg; d.h. die Anfahrt dauert entsprechend lange. Was es bei Autoreisen mit dem Hund zu beachten gibt, folgt in einem der nächsten Beiträge und soll hier nicht eingehender betrachtet werden. Nur soviel: Man vergleiche die Anfahrt als hätte man ein kleines Kind mit dabei – 8, 9 oder sogar noch mehr Stunden werden schnell langweilig, man kann sich kaum bewegen, ist eingeschränkt in seinem Tun und nur aus dem Fenster gucken ist auch schnell öde. Zwar wird der Hund die meiste Zeit schlafen – aber trotzdem muss ich auf seine Bedürfnisse Rücksicht nehmen!

Zumal sollte der Hund also Autofahren kennen – und auch schon kleinere längere Touren von mindestens 1-2 h ohne Probleme mitgemacht haben. Eine so lange Urlaubsfahrt mit einem Welpen kann sich also schwierig gestalten, vor allem wenn die Stubenreinheit noch nicht so gegeben ist und der Kleine alle 2h mal muss, aber gerade kein Parkplatz in der Nähe ist… Dann lieber warten, bis der Hund etwas älter ist und mit dem Autofahren keine Probleme hat – d.h. also, dass ich im Alltag mit dem Hund, der sonst nur zuhause ist und mit dem nur spazierengegangen wird, aktiv Autofahrten üben muss! Was ein Hund nicht kennt, kann er nicht. Nur wenn er entspannt einsteigt, aussteigt und sich während der Fahrt hinlegt und bestenfalls schläft, kann man so eine lange Tour von mehreren Stunden in Erwägung ziehen. Und das erfordert Training- und zwar weit vor dem Urlaubsantritt!

 

Wenn wir dann die Berge erreichen, geht es hoch hinaus, und uns allen ist wohl das unangenehme Gefühl im Ohr bekannt, was durch den Druck- und Höhenunterschied zustande kommt. Auch der Hund hat dieses Gefühl! Dagegen hilft bei uns Menschen ja Gähnen, aber wie helfe ich meinem Hund? Ich könnte ihm zB mittels Klickertricktraining vorher beibringen, auf Signal zu Gähnen. Das geht alles mittels positiver Verstärkung und richtigem Timing, alles eine Frage des Trainingsaufbaus. Man kann ihm auch einen Kauknochen oder ähnliches geben, denn durch das Kauen kann der Druck im Mittelohr auch gelöst werden. Das muss ich dann aber auch griffbereit haben, ich muss es ihm auch während der Fahrt geben können (Stichwort Entfernung zum Hund – zuwerfen vom Beifahrersitz oder lieber auf dem Rücksitz sitzen?), und das unter Umständen mehrfach während der Fahrt. Natürlich erhöht das die Gefahr des Übergebens, sodass man immer genügend Küchenrolle bzw. Papier griffbereit haben sollte.

 

Je nach dem, in welcher Höhe man Urlaub macht, muss sich auch der Hund erst an die „andere Luft“ gewöhnen. Je höher, desto anders ist die Luftzusammensetzung und man ist schneller außer Puste. Der Hund sollte also eine gute Grundkondition haben, auch die muss ich weit vor dem Urlaub antrainieren. Der einfache Spaziergang jeden Tag um den Block reicht da bei weitem nicht aus!

 

Genauso wenn es dann an die Planung der Wandertour geht – was für uns ungewohnt und anstrengend ist, ist es auch für den Hund, und das noch viel mehr, weil er ja im seltensten Fall immer direkt neben uns geht, sondern etwas vorläuft, wieder zurückkommt, etwas abfällt, dann wieder überholt… der Hund legt also ein Groß mehr an Strecke zurück als wir, wenn wir unsere 25 km Bergtour wandern…. Und dann kommt ja noch der Anstieg dazu! Das ist extrem kräfteraubend, und wenn der Hund nicht gut trainiert ist, schlimmstenfalls auch noch ein paar Kilo zu viel auf den Rippen hat, dann ist das nicht nur extrem belastend für die Gelenke sondern auch für das Herz-Kreislauf-System, welches durch die Höhe ja eh schon zu kämpfen hat. Und was macht man dann, wenn der Hund auf der Hälfte der Strecke kräftemäßig am Ende ist, weil er sich verausgabt hat und wir nicht auf seine Leistungsfähigkeit geachtet haben?? Tragen wir ihn dann zurück? Die meisten Wanderrouten sind nur schlecht mit dem Auto befahrbar, eine Abholung ist oft nicht möglich. Auch tierärztliche Hilfe ist quasi unerreichbar. Deshalb gilt: Klein anfangen, lieber weniger Kilometer, mehr Pausen einplanen und den Hund nicht wie wild umherrennen lassen. Ausreichend Wasser (!!!) mitnehmen und ihm anbieten, das erhöht natürlich unser Wandergepäck, was es auch für uns wieder schwieriger macht.

 

Wichtig ist also, den Hund auf die Wandertouren körperlich vorzubereiten. Längere Wanderungen bereits zuhause zählen dazu, aber auch Kraftausdauer- und generelles Ausdauertraining sollten auf dem Wochenplan stehen. Dafür gibt es viele Übungen und Trainingspläne an die man sich halten kann. Dadurch sinkt auch die Verletzungsgefahr. Denn gut trainiert ist so eine Belastung für den Organismus nicht so schlimm, als wenn man einfach drauf los geht. Das gilt im Übrigen auch für uns Menschen. Ich kann Bergauf- und Bergabtraining machen, wenn ich in meinem Umfeld Hügel oder Sandkuhlen, Kiesgruben oder ähnliches habe. Auch ein Laufbandtraining mit Steigungswinkel ist eine gute Sache zum gezielten Training.

 

Auf jeden Fall gehört in unser Wander-Gepäck ein Erste-Hilfe-Set für Verletzungen, denn diese sind in den Bergen recht häufig. Da ein spitzer Stein, der die Pfote aufreisst, da am Felsspalt hängen geblieben und eine Risswunde zugezogen… die Liste an möglichen Verletzungen ist lang. Natürlich sollte ich auch wissen, wie ich dann einen korrekten Verband anlege, denn nichts ist schlimmer, als einen Pfotenverband anzulegen, nicht richtig zu polstern und der Hund ist danach völlig wund und hat offene Pfoten – dann ist der Urlaub nämlich gelaufen, im wahrsten Sinne. Die Teilnahme an einem Erste Hilfe Kurs für Hunde ist also anbgebracht im Vorfeld des Urlaubs.

 

Beim Wandern direkt sollte der Hund wie schon erwähnt nicht freilaufen, sondern an einer Leine abgesichert sein. Mit dieser kann ich seine Bewegungsfreude etwas dämpfen, zumal ist man ja nicht alleine unterwegs sondern trifft immer wieder auf andere Wandersleute, vielleicht auch mit Hund. Unschöne Begegnungssituationen können so vermieden werden. Auch die Flora und Fauna wird es uns danken, wenn unser Hund nicht wild galoppierend durch die Bergwelt rennt, Pflanzen ausbuddelt, Murmeltiere jagd oder Kuhherden anbellt, denn die Wanderwege führen sehr oft über Kuhweiden. Das kann richtig gefährlich werden, wenn die Kühe sich bedroht fühlen und den Hund angreifen. Deshalb immer den Hund kurz nehmen, bei sich halten und zügig, ggf. in einem Bogen weitläufig um die Tiere herumgehen und den Hund dabei nicht bellen lassen. Vernünftiges Verhalten an der Leine kann und sollte man im Vorfeld trainieren, damit mein Hund weiß, wie er sich zu benehmen hat.

 

Ist dann die Alm erreicht, bestellen wir nicht nur uns etwas zur Stärkung, auch unser Hund sollte eine Kleinigkeit bekommen. Energiereiches Futter sollten wir also auch tagsüber mit uns tragen. Wasser versteht sich von selbst. Denkt daran, eure Vorräte wieder aufzufüllen, wenn ihr diese auf dem Anstieg verbraucht habt. Und natürlich sollte der Hund sich bei Tisch ordentlich benehmen: keine anderen Leute oder Hunde anbellen, nicht umherwuseln oder sonstwie unangenehm auffallen. Er sollte entspannt unter dem Tisch oder in der Ecke liegen und bestenfalls schlafen oder sich ausruhen für die Rücktour.

 

Ihr seht also – es ist einiges im Vorfeld zu beachten und zu trainieren, damit auch der Hund Spaß hat an Bergwandern hat und nicht heillos überfordert ist und uns am nächsten Tag mit großen Augen, Muskelkater und kraftlos anschaut, wenn wir ihn zur nächsten 25 km Tour einladen wollen… Vorbereitung ist das halbe Leben, aber besonders bei solch körperlich anstrengenden Beschäftigungen ist ein vorheriges Training des Hundes unerlässlich und wir handeln grob fahrlässig, wenn wir unseren Hund nicht darauf vorbereiten, sondern einfach drauf los wandern. Das rächt sich, spätestens am nächsten Tag, im schlimmsten Fall oben auf der Bergspitze mit einem kollabierenden Hund, und keine Hilfe in der Nähe.

 

Im nächsten Beitrag geht es um Reisen mit dem Hund ins Ausland und was es dabei alles zu beachten gibt. Seid gespannt!

 

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